VOM URSPRUNG UND WANDEL DES ORTSNAMENS

Von "Agimotingas" 767 bis zu "Eimeldingen" im 18. Jahrhundert 

Der erstbekannte Ortsname "Agimotingas" (767) benennt den Ursprung einer alemannischen Siedlung "bei den Angehörigen des Agimot". Agimot, aus den zwei Stammsilben "Agi" und "mut" zusammengesetzt, ist ein männlicher, altgermanischer Personenname. 

Nach dem Sprachforscher E. FÖRSTEMANN (1) bieten verschiedene germanische Volksgruppen ihre eigene Sinndeutung für die erste Stammsilbe "agiäi"
  • gotisch: agan = sich fürchten; altnordisch: agi = Unruhe; althochdeutsch: aki = Zucht.
  • altnordisch: egg; altgermanisch (?): ecg; althochdeutsch: ekka. Alle Formen weisen urdeutsch auf "agja" hin, im Sinne von Schwertschärfe; ist für einen Namen geeignet.
  • vielleicht auch gotisch: ahjan = glauben; aha: Sinn, Verstand.
  • möglicherweise altnordisch von agere; altgermanisch: acan (im Deutschen nicht erhalten); keltisch: Agiomarus.

Der erste Teil des Personennamens "Agi" weist jedenfalls auf das Wesen, auf eine Eigenschaft seines Trägers hin, die noch durch den zweiten Teil "muot, mut" = Mut, Tapferkeit, verstärkt wird. 

Das "g" zwischen A und i wurde danach im Laufe der Zeit verschluckt oder einfach getilgt; bei der nächsten Schreibung im Jahre 1169, also nach 400 Jahren, wird der Ortsname "Einmutingen" geschrieben, also ohne das "g", dafür aber hinter dem “i" das "n“ eingeschoben. Darüber und über die verschiedenen anderen Formen in der Folgezeit schreibt der 1972 verstorbene Historiker M.WELLMER (2) weiter: 

"Kriegers Topographisches Wörterbuch führt den Ortsnamen von Eimeldingen von "Agimotingas" (bzw. Agomotingas) im Jahre 764, richtig 767, bis zu "Eymeltingen" im Jahre 1674 insgesamt 36 mal auf und zwar die erste Silbe 14 mal in der Form "Ein-", z. B. Einmutingen 1169. Was bedeutet das "n"? Ich kann es mir nur als Ausdruck für eine Nasalierung der ersten Silbe erklären. Das "n" erscheint 1325 zum letzten Mal das "mm" in "Eimmeldingen" (1595) hat sicher mit dem alten "n" nichts mehr zu tun, es verschwindet in einzelnen Belegen. Schon 1275 in der Form "Emotingen", dann 1295 in "Eymutingen", "Emutingen" (1298), Emutingen (1298), Emütingen (1300), "Eimuotingen" (1312) und "Eimotingen" (1316). Die verschiedene Schreibweise läuft also 50 Jahre nebeneinander her. Bedeutet das aber wirklich verschiedene Aussprachen? 

Auffallend ist die Verschiedenheit der Schreibung ixi der zweiten Silbe. -mu 1169, 1215‚ 1295, 1298; -mue(1219); -mu(1261, 1280, 1295, 1298 und 1325); -mo (1275), -m'\i (1500), -muo (1312), -m0 (1316), -mu (1325), auch mit doppeltem "t"; ~me (1360 mit tt und 1398), -ma (1423 und Anfang des 16. Jh., 1514 mit tt), -mi (1455 -tt und 1468), -mol (1471), -men (1475 und 1550), endlich -me1 (1595 und 1674).

Die dritte Silbe, das "-ingen", bleibt ziemlich gleich, nur 1215, 1219, 1241 und 1298 erscheint ein stärkeres "-ingin" und nur einmal die verkürzte Form "Einmutigen". Der Wandel von "Agimotingas" zur "-ingen-Form" ist in Mengen ebenso zu verfolgen wie hier: "Maghingas" (786), in "Maginger marca" (794), in "Maingas" (873), in "Mainga" (861), "Maingen" (1147).

Nur ein Fach-Germanist könnte sagen, ob in der Wandlung der Schreibweise eine gesetzmäßige Sprachentwicklung abzulesen ist, aber auch er müsste zugeben, dass von einem "amtlichen" Namen in keinem Fall gesprochen werden kann. Was in den verschiedenen Formen zum Ausdruck kommt, ist das Fehlen einer einheitlichen Rechtschreibung. Verschiedene Schreibung bedeutet durchaus nicht immer eine verschiedene Aussprache des Namens. Man muss sich vorstellen, daß der Schreiber einer Urkunde oder eines Eintrages in einem Güterbuch den Ortsnamen nur vom Hörensagen kannte oder dass er ihn einfach so schrieb, wie er ihn hörte. Jeder Schreiber hörte ihn zudem anders, je nachdem, wie ihn ein Eimeldinger aussprach, ein Geistlicher in Basel oder in Konstanz oder auch nur jemand aus dem Nachbarort. Sagt man heute im Ort selbst "Bimeldingen"? Sprechen ihn mundartlich alle Einwohner gleich aus 70er Name wurde doch in älteren Zeiten dem Schreiber nicht vorbuchstabiert? Die Verschiedenheiten in der Schreibung erklären sich doch auf diese Weise sehr einfach. Voher aber kommt 1471 zum ersten Mal eine 1 in den Namen? Bis 1471 ist in der zweiten Silbe weder eine 1 noch ein "n", dass nur 1475 ("Eymentingen") und 1550 (Eimentingen) vorkommt nachzuweisen. Man nennt einen solchen Laut, der sich der leichteren Aussprache wegen unversehens einschleicht, einen "Gleichlaut". Ende des 16. Jahrhunderts hat sich die 1 bereits gegen das "n" durchgesetzt. Die Rätsel, die der Volksmund und die Schreiber uns aufgeben werden sich nie ganz lösen lassen."

Anmerkung
E. Förstemann: Altdeutsches Namensbuch. Bonn-Nordhausen 1872. Dr. Martin Wellmer: "Zum Ortsnamen Eimeldingen". Festschrift zur 1200-Jahrfeier der Gemeinde Eimeldingen 1967.

Quelle: Chronik und Ortssippenbuch Eimeldingen